Intro: Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk´ ich manchmal dran, wie das früher hier mal aussah´, eh der grosse Bau be - gann, dort gleich an der Einfahrt bei der Kasse, da war Schlüters Haus, und gleich dort, neben der Schranke, da wohn - te die alte Kraus. Bei der stieg ich regelmässig jedes Frühjahr über´n Zaun und ge - nauso regelmässig wurde ich dafür ver - hau´n. In den Garten wagten sich die andern Kinder nicht und so gab´s dar - in zur Mai - käferzeit vielmehr als sonst anders - wo. Ich seh´ mich noch heute loszieh´n mit dem grossen Schuhkar - ton, mit den Luftlöchern im Deckel zu man - cher Expedi - tion und ich rüttelte an Bäumen und ich wühlte auch im Moos, die Er - folge waren prächtig und mein Trickreichtum war groß doch würd´ ich heut noch einmal loszieh´n blieb mein Schukarton wohl leer Selbst ein guter Käfer - jäger brächte keinen Schornstein - feger, keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr. Hin und wieder sah der alte Schlüter meine Beute an, der war Maikäferex - perte und er - innerte sich dran, dass die Käfer damals eine Plage waren, dass so - gar, dem, der die meisten einfing, eine Prämie sicher war, Dass die Kinder schulfrei kriegten für den Maienkäferfang und er sagte, dass ihm damals mancher schöne Coup ge - lang. Und die Zahlen, die er nannte, die be - eindruck - ten mich tief, so, dass ich mit meiner Beute fast be - schämt nach Hause lief. Wenn ich heut´ noch einmal halb soviel wie damals fangen könnt´ würd´ ich wohl zum König aller Mai - käfersucher ge - krönt. Nicht, dass ich vergessen hätte, wie und wo man welche fängt, oder aus dem Alter raus bin, wo es einen dazu drängt, doch würd´ ich heut noch einmal loszieh´n blieb mein Schukarton wohl leer Selbst ein guter Käfer - jäger brächte keinen Schornstein - feger, keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr. Es gibt wichtigere Dinge, aber ich schrei - be trotz - dem auf ein Birkenblatt die Noten für ein Käferrequi - em. Es gibt sicher ein Pro - blem, dessen Er - forschung sich mehr lohnt, als wa - rum denn heut? im Parkhaus wohl kein Maikäfer mehr wohnt. Warum kriecht im Eichbaum, der davorsteht, keiner im Geäst? Wenn mir diese Frage letzten Endes keine Ruhe lässt, dann viel - leicht, weil ich von ihnen einst ge - lernt hab´, wie man summt, wie man kratzt und wie man krabbelt, wie man zählt und wie man brummt, wie man seine Fühler ausstreckt und na - türlich, weil ich find´, dass sie irgendwie ent - fernte Namens - vettern von mir sind. Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh´n, denn viel - leicht schliess´ ich daraus, vielleicht geh´n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück vo - raus. doch würd´ ich heut noch einmal loszieh´n blieb mein Schukarton wohl leer Selbst ein guter Käfer - jäger brächte keinen Schornstein - feger, keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr.